Gemeinsam mit einigen Hebammenkolleginnen eröffne ich in Eisenstadt das erste Geburtshaus Burgenlands – das heißt, eine Hebammenpraxis, in der nicht nur Kurse, Beratungsgespräche und Vorsorgetermine für Schwangere stattfinden, sondern auch Geburten (nach unkomplizierter Schwangerschaft). Einige wenige hebammengeleitete Geburtshäuser oder Hebammenpraxen gibt es in Österreich schon lange, und mittlerweile steigt ihre Zahl stetig. Die ersten Geburten sind im April 2024 geplant. 

Folgen Sie uns gerne auf Facebook und Instagram, wenn Sie unsere spannende „Eröffnungsphase“ hautnah mitbekommen wollen.

Unsere Website: www.geburtshaus-juno.at

Was sind die Vorteile einer Geburt in der Hebammenpraxis/im Geburtshaus?

Eins-zu-Eins-Betreuung:

Bei jeder Geburt betreut eine vertraute Hebamme eine Schwangere, während der Endphase der Geburt sind in der Regel sogar zwei Hebammen anwesend. Die Hebamme betreut nicht mehrere Gebärende gleichzeitig, wie das im Krankenhaus oft der Fall ist, sondern ist vom Anfang bis zum Ende der Geburt und einige Stunden danach für die Familie da. Die Schwangeren fühlen sich gut aufgehoben. Ihr Hebammenteam haben sie schon während der Schwangerschaft kennengelernt, Wünsche und Vorstellungen besprochen.

Wenig Eingriffe in den natürlichen Geburtsverlauf:

Die interventionsarme Geburtshilfe wird ausdrücklich von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfohlen. Im Geburtshaus bekommen Mutter und Kind die Zeit, die sie für die Geburt brauchen, sofern es beiden dabei gutgeht. So haben Sie bei gleicher Ausgangslage ein wesentlich geringeres Risiko als im Krankenhaus, im Geburtsverlauf einen Kaiserschnitt, eine Saugglockengeburt oder einen Dammschnitt zu bekommen, wenn die Geburt in der Hebammenpraxis begonnen wird. Im Geburtshaus bekommen Sie bei der Aufnahme keinen Venflon (Venenzugang).

Sicherheit für Mutter und Kind:

Außerklinische Geburten mit einer kompetenten Hebamme sind für Schwangere ohne besondere Risiken (Baby in Schädellage, vollendete 37 Schwangerschaftswochen oder mehr) sehr sicher, das belegen z.B. Statistiken aus Deutschland, wo es viel mehr außerklinische Geburten gibt als in Österreich. Wir kontrollieren die Herztöne des Babys regelmäßig. Durch die kontinuierliche Eins-zu-Eins-Betreuung fallen erste Anzeichen für Komplikationen rasch auf und die Gebärende kann innerhalb weniger Minuten in das nur 200m entfernte Krankenhaus verlegt werden. Erfahrungsgemäß werden ca. 15% aller außerklinisch begonnenen Geburten ins Krankenhaus verlegt – die allermeisten davon in Ruhe, nur ein Bruchteil davon notfallmäßig. Häufigere Verlegungsgründe sind z.B. ausbleibender Wehenbeginn nach Blasensprung, der Wunsch nach Schmerzmitteln oder eine sehr lange Geburtsdauer.

Angenehme Atmosphäre:

Wir haben freundliche Räume ohne medizinische Atmosphäre. Sie können mehrere Begleitpersonen mitbringen und sich frei bewegen. Auch Kinder sind willkommen. Aufrechte Gebärpositionen, Wassergeburten und viel Raum für den individuellen Ablauf jeder Geburt sind für uns selbstverständlich.

Gemütliches Wochenbett:

Nach den ersten Stunden fährt die frischgebackene Familie nachhause und wird von einer Hebamme engmaschig weiter betreut (tägliche Hausbesuche in der ersten Zeit, danach bei Bedarf) oder entscheidet sich für einen Aufenthalt im Geburtshaus. Wir sind immer für dringende Fragen erreichbar. Auch beim ersten Kind ist es sicher und unproblematisch, die erste Zeit nach der Geburt zuhause zu verbringen. Ihre Hebamme bleibt Ihre kompetente Ansprechperson und berät Sie in allen Fragen rund um das Baby, den eigenen Körper, Stillen oder Flaschenfütterung. Das Gewicht, der Nabelschnurrest, das Saugverhalten, die Hautfarbe und Aktivität des Babys werden jeden Tag von Ihrer Hebamme begutachtet, zudem achtet sie auch auf Ihre Gebärmutterrückbildung, eventuelle Geburtsverletzungen, Blutung, Brust und Ihren seelischen Zustand. Die Kosten für die Hausbesuche nach der Geburt werden zum Teil von der Krankenkasse rückerstattet.

Kontinuierliche Begleitung:

Schon früh in der Schwangerschaft können Sie ein Erstgespräch vereinbaren. Ein Fixtermin ist das Hebammenberatungsgespräch zwischen der 18. und 22. Woche im Rahmen des Mutter-Kind-Passes. Im Rahmen von Vorsorgeterminen, Akupunktur und Geburtsvorbereitung lernen Sie unser Hebammenteam gut kennen. Auch nach der Geburt und der Betreuung im Wochenbett bleiben wir durch Rückbildungskurse, „ButziTreff“ (Still- und Babygruppe) und weitere Angebote Ansprechpartnerinnen im gesamten ersten Lebensjahr und darüber hinaus.

Gleiche Standards und Leitlinien für alle Hebammen:

Alle Hebammen im Geburtshaus richten sich nach denselben wissenschaftlich fundierten Leitlinien für die Betreuung während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Das bedeutet, dass unser Team auf einer Linie ist und Sie ganz sicher sein können, dass während Ihrer Geburt nur notwendige Interventionen in Absprache mit Ihnen stattfinden und viel Wert auf Selbstbestimmtheit, informierte Entscheidung und respektvolle Begleitung auf Augenhöhe gelegt wird.  

Häufige Fragen:

Braucht man denn nicht einen Arzt/eine Ärztin bei der Geburt?

Nein, nicht zwingend. Für normal verlaufende Geburten sind Hebammen die ExpertInnen. Bei Komplikationen arbeiten sie mit ÄrztInnen zusammen, so verlangt es das Hebammengesetz. Auch in vielen Krankenhäusern sind ÄrztInnen nur dann bei einer Geburt anwesend, wenn es Probleme gibt. Hebammen sind sehr gut ausgebildet, um normale Geburtsverläufe von problematischen unterscheiden zu können und schon die ersten Anzeichen dafür wahrzunehmen. Dafür studieren sie 3 Jahre an einer FH in einem guten Verhältnis von Theorie und Praxis.

Was ist, wenn es Geburtsverletzungen gibt?

Im Geburtshaus machen wir nur im absoluten Ausnahmefall einen Dammschnitt und achten bei der Geburt sehr darauf, Rissverletzungen zu minimieren, soweit wir es beeinflussen können. Wir Hebammen lernen schon im Studium, Geburtsverletzungen unter lokaler Betäubung fachkundig zu versorgen und bilden uns laufend darin fort. Sollte eine komplizierte Geburtsverletzung auftreten, was selten vorkommt, werden Sie zur Versorgung in Ruhe ins Krankenhaus verlegt.

Gibt es Schmerzmittel im Geburtshaus?

Eine PDA oder starke Schmerzmittel sind im Geburtshaus nicht verfügbar, aber ein leichtes, krampflösendes Mittel können wir Ihnen verabreichen. Wir arbeiten außerdem schon in der Geburtsvorbereitung mit mentalen Techniken und bewusster Atmung zur Wehenbewältigung, schlagen hilfreiche Positionen vor und unterstützen Sie durch Zuspruch und gute Betreuung. Heiße Kirschkernkissen, ein TENS-Gerät, eine Badewanne und einige andere Hilfsmittel stehen uns ebenso zur Verfügung. Wenn das nicht ausreicht, können Sie zur Schmerztherapie ins Krankenhaus verlegt werden.

Warum dann nicht gleich eine Hausgeburt planen?

Für manche Schwangeren ist eine Hausgeburt tatsächlich die beste Option. Andere finden ihre Wohnsituation dafür nicht optimal oder machen sich Sorgen, wenn sie weit entfernt vom Krankenhaus wohnen. Im Geburtshaus müssen Sie sich keine Gedanken um die Nachbarn machen und eine Verlegung ins Krankenhaus ist in Minutenschnelle möglich. Die Geburt im Geburtshaus ist gewissermaßen die goldene Mitte zwischen Hausgeburt und Krankenhausgeburt.

Was, wenn ein Notfall eintritt?

Notfälle sind nach unkomplizierten Schwangerschaften selten und kündigen sich meist schon vorher an, sodass die Geburt in Ruhe ins Krankenhaus verlegt wird. Für seltene unvorhergesehene Notfälle sind im Geburtshaus wirksame Medikamente vorhanden, die von Hebammen verabreicht werden dürfen. Wir haben Medikamente gegen Blutungen, einen Beatmungsbeutel für das Baby und vieles mehr, was sehr selten gebraucht wird. Eine notfallmäßige Verlegung kann aufgrund der geringen Entfernung zum Krankenhaus sehr schnell stattfinden. Dadurch ist eine Geburt in der Hebammenpraxis sehr sicher für Mutter und Kind, das belegen Studien. (www.quag.de)

Sehr wichtig ist uns die Risikoselektion in der Schwangerschaft. Das bedeutet, dass wir Sie nicht im Geburtshaus betreuen können, wenn Sie beispielsweise erhöhten Blutdruck, eine Frühgeburt, insulinpflichtigen Schwangerschaftsdiabetes, ein Baby in Beckenendlage (Steißlage) haben oder einen Kaiserschnitt hinter sich haben.

Wieviel kostet die Geburt in der Hebammenpraxis?

Für die ständige Rufbereitschaft der Hebammen ab 37+0 Schwangerschaftswochen, die Betreuung während der Geburt (egal, wie lange sie dauert) und die Betriebskosten des Hauses, Materialkosten etc. verrechnen wir eine Pauschale von 1900€, aufgeteilt in drei Raten. Ein Teil ist bei der Anmeldung zu bezahlen, ein Teil zu Beginn der Rufbereitschaft und ein Teil nach der Geburt. Davon wird die Haupthebamme und die Zweithebamme bezahlt und ein Teil fließt ins Geburtshaus zur Deckung der laufenden Kosten. Die Rechnung können Sie bei Ihrer Krankenkasse einreichen und bekommen ca. 520€ rückerstattet, bleiben also 1380€. Das ist für viele Familien eine hohe Summe, doch es kann sich lohnen, wenn man viel Wert auf eine möglichst natürliche Geburt in Geborgenheit legt. So mancher Kinderwagen kostet mehr und ist doch mehr Design- und Prestigeobjekt als wirklich notwendig…

Wie läuft die Betreuung in der Schwangerschaft ab?

Wir sind ein Team aus fünf Hebammen und haben abwechselnd Rufbereitschaft. Uns ist wichtig, dass jede Schwangere alle fünf Hebammen gut kennen lernt, sodass ein Vertrauensverhältnis gegeben ist. Sie können daher so viele Termine mit uns in der Schwangerschaft vereinbaren, wie Sie möchten. Bei geplanter Geburtshausgeburt bekommen Sie einen Teil der Kosten für bis zu 8 Hebammentermine vor der Geburt von der Krankenkasse rückerstattet.

Gegen Ende der Schwangerschaft laden wir Sie zu Vorsorgeterminen ins Geburtshaus ein (Kontrolle von Blutdruck, Harn, Herztönen und Lage des Babys), da die üblichen Kontrolltermine im Krankenhaus entfallen. Sie können diese Termine alleine oder in der Kleingruppe wahrnehmen. Überschreiten Sie den Geburtstermin, werden wir Sie ca. in SSW 40+4 und 41+3 für eine Ultraschallkontrolle zu Ihrer Gynäkologin oder ins Krankenhaus schicken.

Neben dem Grundgerüst an Terminen haben Sie die Möglichkeit, weitere Angebote wie Geburtsvorbereitung (einzeln oder in der Gruppe), Akupunktur, Yoga, craniosakrale Therapie etc. in Anspruch zu nehmen. Sie können selbst entscheiden, wie intensiv Sie von uns betreut werden wollen.

Wenn sich Ihr Baby auf den Weg macht, melden Sie sich bei der rufbereiten Hebamme laut Rufbereitschaftsplan. Sie betreut Sie während der Geburt und ruft am Ende eine zweite Hebamme dazu.

Wir freuen uns sehr, Sie durch diese besondere Lebensphase begleiten zu dürfen.

Eva, Isabella, Lena, Theresa und Vicky